Landesvereinigung für
Gesundheitsförderung
Thüringen e.V.




Gesundheitsförderung und Pflege im Quartier

Kontakte zu anderen Menschen und die Teilhabe am sozialen Leben sind für die meisten Menschen ein Garant für Glück, Selbstbestimmung und Lebensqualität. Mit dem Eintreten einer Hilfe- und Pflegebedürftigkeit steigt allerdings im ambulanten wie im stationären Bereich die Gefahr von sozialer Isolation, Inaktivität und Vereinsamung. Aus Sicht der psychosozialen Gesundheit hilft soziale Eingebundenheit geistige und körperliche Fähigkeiten zu erhalten. Erfüllende soziale Kontakte haben zudem förderliche Auswirkungen auf die Gesundheit und Krankheiten können meist besser bewältigt werden.

Vor dem Hintergrund der stetigen Zunahme von pflege- und hilfebedürftigen Menschen in Thüringen liegt der Fokus des Arbeitsbereichs auf dem Anstoß eines Prozesses, der eine vermehrte Öffnung von stationären Altenpflegeeinrichtungen in den Sozialraum Quartier ermöglicht und somit die Lebensqualität von ambulant sowie stationär versorgten hilfe- und pflegebedürftigen Menschen durch mehr Teilhabe und Inklusion verbessert.

Um der Frage nach der Rolle der Pflege im Quartier nachzugehen, ist es für uns selbstverständlich den Altenpflegesektor als wichtigen Bestandteil des Gemeinwesens wahrzunehmen. Dazu braucht es Konzepte, die die Altenpflege im Kontext des Alter(n)s als eigenständige Lebensphase wahrnehmen, Möglichkeiten der quartiersbezogenen Arbeit aufzeigen, Erfahrungen und gute Beispiele sammeln, als auch auf struktureller-politischer Ebene als Diskussionsgrundlage dienen können.

Uns ist es wichtig, einen Beitrag für die Auseinandersetzung der Gesellschaft mit dem Thema Alter, Pflegebedürftigkeit und Gesundheitsförderung zu leisten.

 

Aktuelles Praxisprojekt

Im April 2022 startet die AGETHUR mit einem neuen Forschungsvorhaben im Projekt der KGC zur Öffnung von stationären Altenpflegeeinrichtungen in den Sozialraum Quartier. Mit Unterstützung des Instituts für Pflegewissenschaften an der Universität Bielefeld planen wir eine exemplarische Sozialraumanalyse mit integrierter Bedarfserhebung in zwei stationären Altenpflegeeinrichtungen der Diakonie Weimar-Bad Lobenstein in Saalburg-Ebersdorf und Erfurt durchzuführen.

Das Ziel des Forschungsvorhabens ist es herauszufinden, wie stationäre Altenpflegeeinrichtungen zu Orten der Begegnung im Quartier entwickelt werden können, die insbesondere zur Gestaltung von Teilhabemöglichkeiten älterer Menschen beitragen. Um einrichtungs- und quartiersspezifische Perspektiven erheben zu können, werden quantitative Befragungen mit Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen, Gruppendiskussionen mit verschiedenen Schlüsselpersonen der Einrichtungen und der Quartiere, Datenanalysen sowie Interviews mit den Einrichtungsleitungen stattfinden.

Die Forschungsergebnisse sollen als Grundlage für die Entwicklung eines auf die untersuchten Einrichtungen abgestimmten Konzepts dienen. Da aufgrund der Ergebnisse der Vorstudie davon ausgegangen werden kann, dass einige der möglichen Maßnahmen nur in einem geschützten Rahmen eines Modellprojekts realisiert werden können, sollen alle in Betracht gezogenen Maßnahmen auf rechtliche und finanzielle Hemmnisse geprüft und Lösungsvorschläge erarbeitet werden, die eine wegbereitende Diskussion mit Akteur:innen des Pflegesektors unterstützen.

Vergabebekanntmachung

Veröffentlichungen

Öffnung von stationären Pflegeeinrichtungen in den Sozialraum Quartier - Explorative Untersuchung zu den Perspektiven der Sozialraumorientierung aus Sicht der Akteur*innen des Thüringer Altenpflegesektors

Da zu den sozialräumlichen Perspektiven von stationären Pflegeeinrichtungen nur sehr wenige empirisch gesicherte Erkenntnisse vorhanden sind, haben wir im Rahmen einer qualitativen Untersuchung Expert:inneninterviews mit Akteur:innen des Thüringer Altenpflegesektors durchgeführt. Ziel der Untersuchung war es, explorativ der Frage nachzugehen, welche sozialraumbezogenen Möglichkeiten aus Sicht der Expert:innen denkbar und unter welchen Bedingungen diese realisierbar sind.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit leisten einen Beitrag auf unserem Weg, eine vermehrte Öffnung von stationären Altenpflegeeinrichtungen in umliegende Quartiere anzustoßen. So werden beispielsweise die in der Praxis vorhandenen Widersprüche zu den normativen Bestrebungen des Landes, -zur Einbeziehung stationärer Pflegeeinrichtungen in das Gemeinwesen nach § 8 ThürWTG- aufgedeckt. Darüber hinaus liefern die von den befragten Expert:innen identifizierten Handlungsmöglichkeiten eine große Bandbreite an Ideen und Kriterien für die Verbesserung der Lebensqualität von hilfe- und pflegebedürftigen älteren Menschen im stationären wie im ambulanten Setting.

Mehr dazu in der vollständigen Forschungsarbeit "Öffnung von stationären Pflegeeinrichtungenin den Sozialraum Quartier".